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Interne Informationen

Von Florian Hartmüller aus Ausgabe IZ 18/2023

E-Lademöglichkeiten bringen Vorteile beim Vermieten

Mit Blick auf die Mobilitätswende treibt die Politik den Ausbau öffentlicher Schnellladestationen für Elektrofahrzeuge voran. Großes Potenzial besteht jedoch für private Ladeplätze in Gewerbe- und Wohnimmobilien. Besonders für internationale Unternehmen ist entsprechende Infrastruktur ein zentrales Kriterium bei der Entscheidung über eine Anmietung.

Wenn es nach dem Willen der Bundesregierung geht, rollen 2030 mindestens 15 Mio. vollelektrische Fahrzeuge auf Deutschlands Straßen. Bis dahin sollen eine Million "öffentlich und diskriminierungsfrei zugängliche Ladepunkte" entstehen. Der Fokus liegt dabei auf der Schnellladeinfrastruktur. Rund 80% der Ladevorgänge werden aber voraussichtlich im privaten Bereich, also an und in Gewerbe- und Wohngebäuden, stattfinden. Davon geht zumindest Westbridge Energy aus, wie Geschäftsführer Markus Hamacher erklärt. "Man wird dort laden, wo die meiste Zeit verbracht wird, also hauptsächlich am Arbeitsplatz oder zu Hause."

In den vergangenen sechs Monaten hat die zu Westbridge Advisory/Argentus gehörende Gesellschaft zehn Liegenschaften mit zusammen rund hundert Normalladepunkten ausgestattet. Diese verfügen jeweils über eine Leistung von bis zu 22 kWh. Etwa 85% dieser Einrichtungen entfallen auf Gewerbeimmobilien, besonders aus den Bereichen Büro und LightIndustrial. Beim Rest geht es vorrangig um Wohnimmobilien. In Arbeit sind rund 1.800 weitere Ladepunkte, die sich auf etwa 40 Objekte verteilen.

Der Eigentümer zahlt einen Baukostenzuschuss

Westbridge agiert als One-Stop-Shop. Gemeinsam mit regionalen Installationspartnern errichtet das Unternehmen die Ladeinfrastruktur, später betreibt es sie. Der Dienstleister bietet dabei laut Hamacher eine "Rundumlösung" an. Ein Gebäudeeigentümer muss vor allem festlegen, welche Kapazitäten gewünscht sind. Dann steuert er einen Baukostenzuschuss bei. Davon werden Einrichtungen zur Unterverteilung und ein eigener Stromzähler finanziert und eingebaut. Letzterer ermöglicht es, den Verbrauch durch das Laden getrennt von dem desrestlichen Gebäudes zu erfassen.

Im Rahmen der Zusammenarbeit mit einer Objektgesellschaft bietet Westbridge zwei Varianten an. Bei der ersten erwirbt die Objektgesellschaft die Ladepunkte und Westbridge betreibt diese nur. Bei der zweiten übernimmt Westbridge die Investition in die Ladepunkte. In diesem Fall kann die Objektgesellschaft bei Vertragsende wählen, ob die Geräte ausgebaut, das Eigentum übertragen oder die vorhandenen Ladepunkte im Zuge eines neuen Betreibervertrags durch andere ersetzt werden.

Für das laufende Geschäft schließt Westbridge einen Rahmenvertrag mit Nutzern ab. Abgerechnet wird über individuelle Karten. Mit diesen ist es auch möglich, andere öffentliche Ladepunkte zu nutzen. Westbridge kooperiert dazu mit verschiedenen Roaming-Netzwerken wie etwa Hubject. Dadurch sind laut Hamacher rund 80% der öffentlichen Ladepunkte im DACH-Raum abgedeckt.

Falls Westbridge auf frei verfügbaren Parkplätzen in oder an Immobilien Ladepunkte für alle Mieter anbietet, kann eine Pacht an die jeweiligen Objekteigentümer gezahlt werden. Deren Beteiligung an den Einnahmen durch die private Ladeinfrastruktur ist nach Angaben des Dienstleisters aus steuerlichen Gründen meist allerdings nicht möglich.

Mit dem Ausbau der Lademöglichkeiten in Tiefgaragen und auf Außenstellplätzen von Gewerbe- und Wohnimmobilien befasst sich inzwischen auch HIH Real Estate verstärkt. Dazuwurde vor kurzem die Tochtergesellschaft Eternigy gegründet, die entsprechende Lösungen für Elektrofahrzeuge anbietet. Wie das Unternehmen mitteilt, sind die Leistungen nicht auf die Assets under Management der HIH-Gruppe beschränkt, sondern richten sich auch an externe Immobilienbestandshalter sowie Fonds- und Asset-Manager. Eternigy plant und errichtet E-Ladestationen in der DACH-Region und kümmert sich um den Betrieb, die laufende Abrechnung mit den Nutzern und die Wartung. Zum Start umfasst das Auftragsbuch gut 20Projekte mit mehr als 400 Ladepunkten in Deutschland sowie eines mit 40 Ladepunkten in Wien.

Die erste Inbetriebnahme ist für Juni geplant. Ziel sind mehr als 1.000 Ladepunkte in den nächsten drei Jahren. Eternigy analysiert dafür zunächst den Standort sowie den aktuellen und künftigen Bedarf an Ladepunkten und -leistung. Zudem prüft das Unternehmen die technischen Voraussetzungen wie Netzanschluss und Brandschutz. Für die Installation der Wallboxen arbeitet Eternigy mit Rahmenvertragspartnern zusammen. Mit einer Ladekartesollen Nutzer ihre E-Fahrzeuge an Eternigy-Wallboxen und an den meisten öffentlichen Ladestationen aufladen können. Eine App liefert Informationen über Preise, nächstgelegene Ladestationen und Abrechnung. "Wir haben Eternigy gegründet, weil wir für die HIH-Kunden nicht den perfekten E-Mobilitätsdienstleister auf dem Markt finden konnten", erklärt Falk Schönberg, Senior Asset Manager bei HIH Real Estate und Geschäftsführer von Eternigy. Zudem setzten Verordnungen wie das Gebäude-Elektromobilitätsinfrastruktur-GesetzImmobilieneigentümer allmählich unter Zugzwang.

Unabhängig von solchen Vorgaben können private Ladepunkte in einem Objekt entscheidende Vorteile bei dessen Vermietung bringen. Davon berichtet Johannes Miethke, Senior Director und Head of Real Estate Asset Management beim Investmentmanager Barings. "Geradeinternational tätige Unternehmen erwarten E-Lademöglichkeiten im Gebäude." Hintergrund sei oft, dass diese Mieter Nachhaltigkeitsreportings erstellen. Gleichzeitig sind E-Lademöglichkeiten laut Miethke eine Möglichkeit, Mitarbeitern den Weg ins Büro angenehmer zu machen und sie so aus dem Homeoffice zurück zu locken. Unter anderem wegen dieser Aspekte sei die Ladeinfrastruktur in einem Objekt inzwischen oft der ausschlaggebende Faktor für eine Anmietungsentscheidung. Als Beispiel für so einen Fall nennt Miethke das im Anlagenbau tätige Unternehmen Exyte, das einen Vertrag über 5.770 qm Bürofläche im Stuttgarter Leo Business Campus unterzeichnet hat. Für Barings installiert Westbridge dort gerade 52 E-Ladepunkte. Rund ein Drittel aller Stellplätze in dem Objekt werden damit entsprechend ausgestattet sein. "Wir rechnen mit einer hohen Nachfrage. Stuttgart ist eine Autostadt", erklärt Miethke.

Die anderen Projekte von Westbridge sind zumindest vorerst wesentlich kleiner. Ebenfalls für Barings hat der Dienstleister zum Beispiel fünf Stellplätze im Frankfurter St. Martin Tower mit E-Lademöglichkeiten ausgestattet, weitere sollen folgen. In der Regel richtet Westbridge an einem Standort zunächst vier bis zehn Ladepunkte ein, erzählt Hamacher. Damit verbunden werden aber oft schon die Voraussetzungen geschaffen, um die Zahl der Lademöglichkeiten bei steigender Nachfrage erhöhen zu können. Westbridge konzentriert sich dabei auf Pkw. Großes Potenzial sieht Hamacher für Fahrzeugflotten. Die Ladepunkte sind außerdem so ausgestattet, dass sie künftig für bidirektionales Laden verwendet werden können. Dabei bestehen Hamacher zufolge aber noch rechtliche Hürden. Auch sind Fahrzeuge, die für das Laden in beide Richtungen geeignet sind, noch nicht weit verbreitet.

Mittelfristig will Westbridge außer im privaten auch im halböffentlichen Bereich E-Lademöglichkeiten anbieten, allerdings in wesentlich geringerem Umfang. Dabei geht es besonders um Einkaufszentren. Dort würden die Nutzer dann keine individuelle Registrierung benötigen, sondern könnten zum Beispiel mit Kreditkarte oder digital bezahlen. Wenn sich vor Ort Geschäfte befinden, in denen sich die Kunden länger aufhalten, würden Ladepunkte mit normaler Leistung in der Regel ausreichen, erklärt Hamacher. "Die Batterie muss ja nicht vollgeladen werden, sondern nur so viel, dass die Nutzer nach Hause fahren können."